Kurs „Die Metapher“, Universität Graz, Wintersemester 2011

In der Alltagssprache ist es weder möglich noch sinnvoll, alle Äußerungen wörtlich zu nehmen. Vieles, was zum Beispiel in wissenschaftlichen Kontexten deplaciert wirken mag, macht die Alltagssprache reichhaltiger und ausdrucksstärker: Ironie, Vergleiche, Metaphern und andere rhetorische Figuren haben einen festen Platz im alltäglichen Sprachgebrauch und erfüllen dort eine wichtige, kommunikative Funktion. Dies scheint ein Hindernis auf dem Weg zu einer einfachen, klaren und eindeutigen Ausdrucksweise zu sein, wie sie von der Philosophie angestrebt wird. Einige Formen von Sonderkommunikation können jedoch auch aus der wissenschaftlichen Sprache nicht weggedacht werden, denn wie ein genauerer Blick zeigt, bedingt fast jede Verwendung von Sprache den Gebrauch von Metaphern. Dies besonders, wenn man bedenkt, dass sehr häufig erstarrte und tote Metaphern verwendet werden, die sogar von kompetenten Sprechern nicht immer als solche erkannt werden.

Das Ziel der Lehrveranstaltung ist es, das sprachliche Phänomen der Metapher zu analysieren, wobei vor allem drei Fragen beantwortet werden müssen, die jeweils ein Ausgangspunkt für ein eingehendes Verständnis sind: Wie werden (neue) Metaphern erzeugt und verwendet? Was sind die wörtliche und intendierte Bedeutung einer Metapher? Wie werden Metaphern verstanden?

In der Lehrveranstaltung werden die wichtigsten Theorien zur Sprache kommen, die die Verwendung von Metaphern erklären sollen, von denen an dieser Stelle nur auf die Ansätze von Donald Davidson, Paul Grice und John Searle hingewiesen werden soll. Hierbei geht es um die Suche nach einem Kriterium zur Identifikation von Metaphern und um die Frage nach einem möglichen Zusammenhang von wörtlicher und intendierter Bedeutung. Eine weitere Frage ist, inwieweit verschiedene Arten von Metaphern unterschieden werden können. Und mit Max Black könnte man fragen: Wenn derjenige, der eine Metapher verwendet, nicht sagen wollte, was er gesagt hat, warum hat er dann nicht einfach etwas anderes gesagt?

 

Literatur

  • Ortony, Andrew (Hrsg.): Metaphor and Thought. Cambridge 1993. Nachdruck 1998. Cambridge University Press.
  • Sacks, Sheldon (Hrsg.): On Metaphor. Chicago 1979. University of Chicago Press.

Arbeitsgemeinschaft „Philosophie der Zeit“, Universität Graz, Sommersemester 2011

Das Ziel der Lehrveranstaltung ist es, einen Überblick über die Philosophie der Zeit zu geben und dabei sowohl philosophiehistorische Ansichten, als auch Fragen der gegenwärtigen Diskussion zu behandeln; die Fragen sind folgenden Themenbereichen zuzurechnen:

Die Bestimmungen der Zeit: Die Endlichkeit und Unendlichkeit der Zeit. Fragen zur Topologie der Zeit, d. h. zur linearen Zeit, verzweigten Zeit, zyklischen Zeit und irregulären Zeit. Die Interdependenz der Bestimmungen der einzelnen Zeitstellen und der Bestimmungen der Zeit (Diskretheit, Dichte Kontinuität). Die Objektivität der Zeit, von Parmenides und Heraklit bis zur allgemeinen Relativitätstheorie.

Die Existenz der Zeit: Ist die Zeit ein Gegenstand? Beweise für die Realität und die Irrealität der Zeit. Paradoxien der Zeit und des Jetzt. Ansichten über die Realität der Zeit von Präsentismus bis Eternalismus.

Zeitlogik und Logik der Zeit: Analyse von zeitlichen Bestimmungen. A-Serien und B-Serien der Zeit. Tenser und Detenser. Grundlegende zeitlogische Betrachtungen, die Zeit in der klassischen Logik und alternative Ansätze.

Die Zeit in einzelnen wissenschaftlichen Disziplinen und anderen Kontexten: Die Zeit in der Alltagssprache und ihre intuitiven Bestimmungen. Die Zeit in der Physik, die durch Messung „hergestellt“ wird. Die Zeit der Soziologie, ein nützliches und notwendiges Hilfsmittel um sich in der Gesellschaft zurechtzufinden. Die subjektive Zeit der Psychologie und das Specious Present. Die Zeit der Philosophie. Die „zyklische“ Zeit der Mythen. Das Phänomen der Beschleunigung der Zeit im 20. und 21. Jahrhundert.

Punktuell vertiefende Fragen: Zeit und Ewigkeit. Der Stillstand der Zeit. Jetzt, Gegenwärtigkeit und Gleichzeitigkeit. Zeit und Indexikalität.

Literatur

  • Gloy, Karen (2008): Philosophiegeschichte der Zeit. Paderborn: Wilhelm Fink Verlag.
  • Kreuzer, Johann; Mohr, Georg (Hg.) (2007): Die Realität der Zeit. Paderborn: Wilhelm Fink Verlag.
  • Müller, Thomas (2007): Philosophie der Zeit. Neue analytische Ansätze. 1. Aufl. Frankfurt am Main: Klostermann (Klostermann Rote Reihe, 24).
  • Øhrstrøm, Peter; Hasle, Per F. V. (1995): Temporal logic. From ancient ideas to artificial intelligence. Dordrecht: Kluwer (Studies in linguistics and philosophy, 57).
  • Quine, Willard van Orman (2002): Wort und Gegenstand. (Word and Object). Stuttgart: Reclam (Universal-Bibliothek, 9987).

Arbeitsgemeinschaft „Arten der Mehrdeutigkeit“, Universität Graz, Wintersemester 2010

Das Ziel der Lehrveranstaltung ist es, die verschiedenen Arten der Mehrdeutigkeit vorzustellen und an konkreten Beispielen zu diskutieren. In der Lehrveranstaltung sollen Fragen aus vor allem drei Themenbereichen erörtert werden, nämlich (1.) welche Arten von Dingen überhaupt mehrdeutig sein können, (2.) welche Arten der Mehrdeutigkeit es gibt und (3.) punktuelle Fragen, die einerseits das Bild des Phänomens der Mehrdeutigkeit abrunden sollen und andererseits auf die ersten beiden Themenbereiche vorbereiten bzw. sie aufschließen sollen.

Im Zusammenhang mit dem ersten Themenbereich stehen die Fragen nach der Mehrdeutigkeit von Wörtern und Sätzen und den dabei bestehenden Abhängigkeiten, sowie die Frage nach der Mehrdeutigkeit von Begriffen; hierher gehört zudem die Frage nach der Mehrdeutigkeit von Bildern. Und es drängt sich eine weitere Frage auf: Können auch andere Dinge mehrdeutig sein, wie z. B. Gedanken oder Schlösser?

Im zweiten Themenbereich sollen die einzelnen Arten der Mehrdeutigkeit vorgestellt werden: Logische Mehrdeutigkeit, linguistische Mehrdeutigkeit, konzeptuelle Mehrdeutigkeit, metaphorische Mehrdeutigkeit, pragmatische Mehrdeutigkeit, strukturelle Mehrdeutigkeit und ästhetische Mehrdeutigkeit. Dabei bestimmt nicht nur die Art des mehrdeutigen Gegenstandes die Art der Mehrdeutigkeit, sondern der Gebrauch der Sprache.

Der dritte Fragenkomplex soll beispielsweise die Frage nach der Ursache von Mehrdeutigkeit thematisieren: Wie entsteht Mehrdeutigkeit? Oder die grundsätzlichere Frage: Was ist Mehrdeutigkeit? Daneben stehen die folgenden Themen zur Auswahl: Die Übersetzbarkeit der Mehrdeutigkeit. In welchem Zusammenhang stehen Mehrdeutigkeit und Vagheit und was unterscheidet die beiden Phänomene? Welcher Zusammenhang besteht zwischen Indexikalität und Mehrdeutigkeit? Wo können Paradoxien durch Mehrdeutigkeit entstehen und wie können diese gelöst werden? Des Weiteren kann auch ein konkreter Fall der Mehrdeutigkeit zur Sprache kommen, wie z. B. die Mehrdeutigkeit von „sein“.

Literatur

  • Empson, William (1995): Seven types of ambiguity. Repr. Harmondsworth: Penguin Books.
  • Fries, Norbert (1980): Ambiguität und Vagheit. Einführung und kommentierte Bibliographie. Tübingen: Niemeyer (Linguistische Arbeiten, 84).
  • Quine, Willard van Orman (2002): Wort und Gegenstand. (Word and Object). Stuttgart: Reclam (Universal-Bibliothek, 9987).

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Orte der Mehrdeutigkeit

 

Mehrdeutigkeit in- und außerhalb der Sprache. Auf der Suche nach einer Neuen Universellen Theorie der Ambiguität (NUTA) ...

 

Hasen-Enten-Kopf

 

„MEHRDEUTIG, adj. mehr als éine deutung zulassend: ein mehrdeutiger ausspruch. vergl. eindeutig. “ 

 

– Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Bd. 12, Sp. 1889 bis 1894.

 

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