Seminar „Über Grenzen“, RWTH Aachen, Sommersemester 2014

In der Lehrveranstaltung Über Grenzen soll der Begriff der Grenze philosophisch analysiert und diskutiert werden. Eine Grenze scheint etwas das sein, das einen Gegenstand von seiner Umgebung trennt. Wir nehmen die äußere Begrenzung eines Gegenstandes - seine Oberfläche - wahr und diesen damit als etwas Abgeschlossenes. Dort wo sich die Grenze eines Objekts befindet, endet es. Die scheinbar einfachsten Beispiele für Grenzen findet man bei allseits begrenzten physikalischen Gegenständen, wie Steinen, Tischen oder Menschen. Bei nicht allseits begrenzten Dingen wie Bergen oder Flüssen stellt sich zusätzlich die Schwierigkeit einer grundsätzlichen Vagheit; die Lage der Grenze kann nur arbiträr festgelegt werden. Ein davon verschiedenes Problem ergibt sich, wenn man Dinge betrachtet, die durch "eine" Grenze voneinander getrennt sind, wie die nördliche und die südliche Hemisphäre der Erde. Gehört der Äquator zu einer der beiden Hemisphären, zu beiden oder zu keiner von beiden? Gibt es einen letzen Punkt auf der Nordhalbkugel und einen ersten Punkt auf der Südhalbkugel, die man überschreiten kann? Was wäre dazwischen? Diese Fragen wird man nur dann beantworten können, wenn man danach fragt, wie der Raum gestaltet ist. Ein wichtiger Punkt wird daher auch die Frage nach dem Begriff des Kontinuums sein. Und weiter: Könnte man sich vorstellen, dass es neben den genannten Grenzen auch andere gibt? Jedenfalls scheint es zeitlich begrenzte Ereignisse zu geben und damit zeitliche Grenzen. Aber wie sieht es mit den Grenzen von anderen nicht-physikalischen Gegenständen aus?

Weiters soll in der Lehrveranstaltung Platz für allgemeinere Fragen sein: Sind Grenzen etwas bloß Erdachtes oder etwas tatsächlich Existierendes? Sind Grenzen sogar eine eigene ontologische Kategorie? Existieren Grenzen unabhängig oder sind sie ontologisch abgängig von denjenigen Gegenständen, die sie begrenzen? Entstehen neue Grenzen bei der Teilung eines Gegenstandes? Und gehen Grenzen verloren (oder überlappen sie sich), wenn zwei Gegenstände zu einem verschmelzen?

 

Literatur

  • Akiba, Ken: "Vagueness in the World". In: Noûs. Vol. 38. Nr. 3. 2004. Seite 407 bis 429.
  • Chisholm, Roderick M.: "Boundaries as dependent Particulars". In: Grazer Philosophische Studien. Vol. 20. 1983. Seite 87 bis 95.
  • Copeland, B. Jack: "On Vague Objects, Fuzzy Logic and Fractal Boundaries". In: The Southern Journal of Philosophy. Vol.33. Nr. 5. 1995. Seite 83 bis 96.
  • Galton, Antony: "On the Paradoxical Nature of Surfaces: Ontology at the Physics/Geometry Interface". In: The Monist. Vol. 90. Nr. 3. 2007. Seite 379 bis 390.
  • Hestevold, H. Scott: "Boundaries, Surfaces, and Continuous Wholes". In: The Southern Journal of Philosophy. Vol. 24. Nr. 2. 1986. Seite 235 bis 245.
  • Jackendorf, Ray: "Parts and boundaries". In: Cognition. Vol. 41. Nr. 1-3. 1991. Seite 9 bis 45.
  • Smith, Barry: "Boundaries: An Essay in Meretopology". In: Hahn, Lewis Edwin (Hrsg.): The Philosophy of Roderick M. Chisholm. Illinois 1997. Open Court Publishing Company. Seite 533 bis 561.
  • Smith, Barry: "Fiat and Bona Fide Boundaries". In: Philosophy and Phenomenological Research. Vol. 60. Nr. 2. 2000. Seite 401 bis 420.
  • Varzi, Achille C.: "Boundaries, Continuity and Contact". In Noûs. Vol. 31. Nr.1. 1997. Seite 26 bis 58.
  • Varzi, Achille C.: "Boundary". In: The Stanford Encyclopedia of Philosophy.  http://plato.stanford.edu/archives/spr2013/entries/boundary/.
  • Zimmermann, Dean W.: "Indivisble Parts and Extended Objects: Some philosophical Episodes from Topologys Prehistory". In: The Monist. Vol. 79. Nr.1. 1996. Seite 148 bis 180. E

 

 

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